Eine relativ frisch examinierte Kollegin hatte alleine Nachtdienst auf einer internistischen Männerstation.
Leider verstarb in dieser Nacht ein älterer Patient. Der diensthabende Arzt kam, stellte den Tod des Patienten fest und schrieb den Totenschein.
Für solche Fälle gab es im Haus eine Hauptnachtwache, die in solchen Fällen helfen sollte – leider hatte sie aber auf einer anderen Station mit einem Notfall zu tun, so dass sie nicht kommen konnte.
Auf die Frage der jungen Kollegin, was denn jetzt zu tun sei, riet die Hauptnachtwache ihr, das Bett mit der Leiche aus dem Zimmer zu holen und erst einmal in einem Nebenraum zu parken. Sie würde vorbei kommen, wenn sie Zeit hätte. Da in den anderen Räumen kein Platz war, entschied sich die Kollegin für den Spülraum.
Was die Hauptnachtwache am Telefon wohl nicht erwähnt hatte war, unbedingt das Kopfende des Bettes runter zu stellen.
Scheinbar hatte sie dann doch keine Zeit mehr gefunden, der Kollegin zur Hand zu gehen, denn als ich morgens zum Dienst kam und den Spülraum betrat, bekam ich einen Riesenschreck!
Nicht nur das da ein Bett stand, sondern auch, weil die Kollegin doch noch das Kopfteil runter gestellt hatte, allerdings als die Leichenstarre schon eingetreten war. Und so begrüßte mich ein aufrecht sitzender Toter, der scheinbar aus dem Fenster schaute…
Ohne Frage, für abgebrühte Pflegekräfte die täglich mit dem Tod umgehen eine lustige Episode.
Mir als 62 jährigem pflegebedürftigen Menschen steht das Entsetzen ins Gesicht geschrieben.
War ich selbst einmal Zèuge, wie einem jung verstorbenen Freund die Finger gebrochen wurden, weil man vergessen hatte sie zum Gebet zu falten. Stelle mir gerade das Entsetzen der Angehörigen vor.
Ich könnte jetzt noch etwas von Würde des Menschen schreiben, aber unter Bezugnahme auf den ersten Satz meines Kommentars, muss und kann man es wohl hinnehmen! 😉